Strukturierte Adipositas-Therapie
In der Praxis hat die Mehrzahl der extrem Übergewichtigen bereits eine mehrjährige, häufig bereits im frühen Erwachsenenalter beginnende Erfahrung mit multiplen Gewicht reduzierenden Diäten und Diät-Programmen. Diese sind nicht selten effektiv und bewirken Gewichtsreduktionen von 5-15% des Ausgangsgewichtes, wobei die Langzeitergebnisse in der Regel bescheidenere Erfolge aufweisen. Für einen Teil der Betroffenen stellt sich allerdings nach Beendigung der Diät über den sogenannten Jojo-Effekt, rasch eine überschießende Gewichtszunahme wieder ein und häufig auch über das Ausgangsgewicht hinaus. Trotz jahrzehntelanger Diätversuche, Kurmaßnahmen zur Gewichtsreduktion und Beratungen besteht allerdings nur bei ca. 20% der extrem Übergewichtigen eine auch nur annähernd leitlinienkonforme Adipositastherapie. In den meisten Fällen fehlen eine suffiziente Bewegungstherapie sowie Maßnahmen zur Esskontrolle, so dass trotz der langjährigen Bemühungen der Patienten und dem ernormen Leidensdruck, nicht selten erneute konservative Therapieintervalle empfohlen werden müssen.
Eckpunkte der Empfehlungen zur Bewegungstherapie sind das intensivierte Wahrnehmen von Bewegungsangeboten im Alltag sowie für mindestens dreißig Minuten eine zusätzlich moderate körperliche Belastung pro Tag. Gerade für extrem Übergewichtige mit deutlich eingeschränkter Beweglichkeit, sind hierbei individuelle Beratungen und Übungen unumgänglich.
Das durch die Bewegungstherapie realisierte Kaloriendefizit ist wesentlicher Bestandteil der langfristigen Gewichtsreduktion.
Gelingt mit einer multimodalen, strukturierten Adipositastherapie aus Verhaltens-, Ernährungs-, Bewegungs- und ggf. medikamentöser Therapie keine langfristige Gewichtsabnahme, sehen die Nationalen und internationalen Leitlinien die Indikation für eine chirurgische Intervention gegeben.
Voraussetzung ist das Vorliegen einer Adipositas Grad III (BMI größer 40) bzw. das gleichzeitige Vorliegen einer Adipositas Grad II (BMI größer 35) und zusätzlichen, erheblichen Begleiterkrankungen (siehe auch unter Folgeerkrankungen), die dann durch den geplanten Eingriff gebessert werden können.
Als erhebliche Begleiterkrankungen gelten z.B. Zuckerstoffwechselstörungen (Diabetes mellitus Typ 2), Herzkreislauferkrankungen, stark gestörtes Schlafverhalten mit einer Sauerstoffunterversorgung (Schlaf-Apnoe-Syndrom), hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie), Erkrankungen des Magens und der Speiseröhre (gastro-ösophageale Refluxerkrankung), usw..